Alles Walzer! Was du unbedingt für den nächsten Ball wissen musst!

Um Ausschreitungen in den Straßen von Wiens zu verhindern verbot Kaiserin Maria Theresia die Faschingsumzüge in der Öffentlichkeit. Die Bevölkerung wollte aber feiern und tanzen, und so wurde privat in den eigenen vier Wänden gefeiert. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit die ersten Ballveranstaltungen. Aus diesen privaten Festivitäten entstand die heutige österreichische Balltradition – einzigartig und weltweit bekannt.

Hier ein kleiner Ratgeber um Fettnäpfchen zu entgehen und einen entspannten Ballabend zu verbringen.

 

 

Für den 1. Eindruck gibt es keine 2. Chance!

Ein Ball oder eine Redoute (Maskenball) sind grundsätzlich festliche Anlässe, zu denen besondere Kleidung getragen wird. Um einen guten Eindruck machen hier ein paar Grundregeln und Begriffe erklärt:

 

Auf Bällen tragen Damen bodenlange Ballkleider. Mit gedeckten oder Pastellfarben und einem klassischen Schnitt, liegt man immer richtig! Eine kleine Handtasche, etwas Schmuck und eine dezenter Duft rundet mit den passenden Schuhen das Outfit ab. Ballhandschuhe sieht man immer weniger. 

 

Meist an die Herren richtet sich der „Dressing Code“ der auf Einladungen angegeben ist. Hier die wichtigsten für dich zusammengefasst:


 

„Abendkleidung“

Heißt für den Herrn der klassische dunkle Anzug. Es ist ein mittel- bis dunkelgrauer, dunkelblauer oder schwarzer Anzug. (Braun fällt nicht in die Kategorie „Dunker Anzug“)

Dazu getragen wird ein weißes Hemd, Fliege oder Krawatte, wer möchte eine Weste (Gilet), schwarze Schnürschuhe und schwarze Socken (Knöchel und Beine sollten auch im Sitzen bedeckt sein).

Tipp: Um einen entspannten Abend zu genießen ist es wichtig, dass der Anzug passt! Achte auf eine gute Beratung beim Kauf des Anzugs und des Hemdes. Der Kragen des Hemdes darf nicht einschnüren (mind. 2 Finger sollten noch Platz haben). Auch der Schnitt ist wichtig - es gibt nichts Unangenehmeres als wenn bei jeder Bewegung der Arme das Hemd aus der Hose gezogen wird.

Bei den meisten Anlässen liegt man mit dem dunklen Anzug immer richtig - auch wenn es keine Ballveranstaltung ist.

 


 

„Black Tie"

Die nächste Stufe ist dann der Dressing Code „Black Tie“, oder auch „Cravate Noire", „Smoking" oder „kleiner Gesellschaftsanzug"

Black Tie verweist immer auf die Farbe der Fliege. Ja, schwarz. Eine Krawatte wäre auf dieser Veranstaltung fehl am Platz! Du trägst einen Smoking oder einen dunkler (schwarzen) Anzug (am besten schwarz, da auch Smokings immer schwarz sind).

Einen Smoking trägt man ab 18.00 Uhr!

 

 


„White Tie"

Zu guter letzt der Dressing Code „White Tie“, „Cravate Blanche“ oder „Großer Gesellschaftsanzug“

Bei den schönsten Bällen, hochoffiziellen Empfängen oder auch bei der eigenen Hochzeit trägt man einen Frack - auch großer Gesellschaftsanzug genannt.

Beim Frack gibt so gut wie keinen Spielraum: Frack, Frackhose, Frackhemd und Weste, weiße Fliege, Lackschuhe, Manschettenknöpfe, keine Armbanduhr.

Die Damen wählen ihr elegantestes und stilvollstes Abendkleid, am besten mit Ballhandschuhen!


Vom Grüßen, Small Talk und Händeschütteln

Mit dem richtigen Anzug und dem perfekten Abendkleid ist es noch nicht getan. Man kommt mit vielen verschiedenen Menschen zusammen und lernt (hoffentlich) auch neue kennen. 

 

Beim Thema "Grüßen" wird es etwas kompliziert und fast schon mathematisch. 

 

Vermeide folgende 3 größten Fehler im Umgang mit anderen Gästen

 

Fehler #1: Beim Grüßen

 

Gib jedem sofort die Hand.

 

Grüßen ist der Einser im kleinen Einmaleins des guten Benehmens. Für dich ist es sicher auch selbstverständlich sein Gegenüber zu begrüßen. Und obwohl es so alltäglich, selbstverständlich ist, kann man vieles falsch machen. 

Hier eine Faustregel:

  • Der Rangniedrigere grüßt einen Ranghöheren zuerst
  • Der Jüngere grüßt einen Älteren zuerst
  • Der Herr grüßt eine Dame zuerst

Beim Handgeben ist es – für viele überraschend – genau umgekehrt!

  • Der Ranghöhere reicht dem Rangniedrigerem die Hand
  • Der Älter reicht dem Jüngeren die Hand
  • Die Dame reicht dem Herrn die Hand

Mit einem Händedruck vermittelt man dem Gegenüber viele Attribute wie z.Bsp.: Offenheit, Selbstvertrauen, Sicherheit, Ehrlichkeit. Schau deinem Gegenüber beim Händeschütteln in die Augen, und drücke die andere Hand fest, aber zerquetsche sie nicht! Vorsicht auch bei zarten Damenhänden. Vergiss dein charmantes Lächeln nicht!

 

Fehler #2: Beim Vorstellen

 

Nicht Vorstellen!

 

Wem ist es nicht schon einmal passiert. Man trifft eine bekannte Person in Begleitung einer Person die einem nicht bekannt ist. Dann ergibt sich ein heiteres Gespräch und je länger dieses dauert, umso mehr breitet sich das Unbehagen bei der Begleitung (oder auch bei einem selbst) aus. Meist übernimmt dann selbst die Initiative und stellt sich vor. 

 

Was heißt „vorstellen“ überhaupt? 

 

Hier ein Beispiel: Du gehst mit deiner Begleitung und triffst deinen Vorgesetzten. Jetzt ist Handeln angesagt! Was tust du?

In diesem Fall stellst du dem Vorgesetzten (Ranghöherer) deine Begleitung vor (Rangniedriger)

Beispiel: 

Du (grüßt zuerst): „Guten Tag Herr/ Frau Mustermann! Darf ich ihnen vorstellen, mein(e) Begleitung/Frau/Mann Herr/Frau Beispiellos.“

Oder: Du gehst mit Stefanie und triffst deinen neuen jungen Arbeitskollegen Klaus.

„Stefanie, darf ich dir Klaus vorstellen!“

 

Es gilt wieder:

  • Der Rangniedrigere wird dem Ranghöheren vorgestellt
  • Der Jüngere wird dem Älteren vorgestellt
  • Der Herr wird der Dame vorgestellt

Unter Bekannten oder Freunden wird nicht vorgestellt, sondern bekannt gemacht. Das läuft unkompliziert ab. 

 

Fehler #3: Beim Small Talk

 

Sprich über Politik!

 

Small Talk sagt schon der Name ist ein „kleines“, nettes Gespräch über allgemein „einfache“ Themen wie Wetter, woher man sich kennt, was man beruflich macht usw. 

Die Menschen lieben es wenn man Fragen stellt und ihnen auch zuhört! Wenn du selber einen bleibenderen Eindruck machen möchtest, dann hinterlasse deine persönliche Visitenkarte im Kopf des Gegenübers. So wird sich die Person später leichter an dich erinnern.

Auf die Frage deines Berufes, kannst du zum Beispiel nicht mit der Berufsbezeichnung antworten, sondern mit einer Kurzbeschreibung deiner Tätigkeit. Eine kurze unterhaltsame Zusammenfassung. 

 

Ein Tanzlehrer könnte sagen: „Ich zeige Menschen welcher der linke und welcher der rechte Fuß ist!“ oder „Ich mache aus Fußgängern Frauenschwärme“.

Ein Programmierer sagt: „Ich sortiere den ganzen Tag die Einser und Nullen auf dem PC.“ 

Ein Frisör könnte einwerfen: „Ich sammle, ordne und verbreite die wichtigsten Informationen in meinem Ort. Und nebenbei schneide ich Menschen die Haare!“

Die offensichtliche Anspielung auf das Klischee eines Coiffeurs zeigt, dass derjenige Humor hat und auch über sich selber lachen kann. 

Vermeide allgemeine Floskeln wie "Wo kommen sie her?" "Was machen sie?" Besser:

  • "Toll! Haben sie beruflich damit zu tun, oder warum wissen sie soviel darüber?"
  • "Sie sollten ein Buch darüber schreiben!"
  • "Sie sollten einen Blog darüber schreiben!"

Sollte das Gespräch nach einigen Minuten ins stocken kommen, oder man fühlt, dass es nun an der Zeit ist weiterzugehen, wünscht man dem Gegenüber noch einen schönen, unterhaltsamen Ballabend und geht dann weiter ins Ballvergnügen.

 

Am Tisch

Das Sitzen bei Tisch

 

Von früher haben viele noch das Bild im Kopf, ganz vorne auf der Sitzfläche zu sitzen und einen geraden fast schon steifen Rücken zu behalten. Heutzutage hat aber Nutzen der Rückenlehne seine Anerkennung verdient. Immerhin unterstützt er unseren Rücken. Du darfst auch die gesamte Sitzfläche benutzen.

 

Die Ellbögen

 

Noch immer aktuell ist es, die Ellbögen vom Tisch fern zu halten. Zu leicht verfällt man in legeres Herumlungern. Ellbögen berühren niemals den Tisch.

 

Das Besteck

 

Die Besteckregel ist altbekannt: Liegt gefühlt viel zu viel Tafelsilber am Tisch, gilt die Regel: Benutzung von außen nach innen. Liegen Messer und Gabel ganz außen, dann sind diese für die Vorspeise gedacht. Danach wird eine Suppe serviert und ein Löffel bereitgelegt. Jetzt wieder Messer und Gabel für die Hauptspeise, und zu guter Letzt das Werkzeug für das Dessert - meist über dem Teller platziert. 

Besteck welches nicht benötigt wird weil ein Gang ausgelassen wird, wird vom Servicepersonal wieder entfernt. 

 

Die Serviette

 

Es gibt einige Varianten von der Benutzung der Serviette.

Wir fassen zusammen:

Wird das Essen serviert, legt man die aufgefaltete Serviette auf seinen Schoß. Es ist keine Schürze, weswegen große Servietten zusammengelegt werden, um nur den Schoß zu bedecken.

Möchte man Trinken, tupft man sich die Lippen ab um unschöne Essensreste auf dem Glas zu vermeiden.

Verlässt man kurz den Tisch, Serviette einmal falten und mit der sauberen Seite nach oben auf den Stuhl legen.

Ist man mit dem Essen fertig, die Serviette mit der sauberen Seite nach oben, links neben dem Teller ablegen. Das gilt auch für Papierservietten! Diese werden nicht auf dem Teller unter das Besteck gestopft.

 

Der Zahnstocher

 

Der Zahnstocher sollte am Tisch nur wenige Sekunden gebraucht werden. Dein Mund ist bei der Benutzung so weit wie möglich geschlossen, und die freie Hand verdeckt so gut es geht den Operationsbereich. Für gröbere Eingriffe ist auf jeden Fall der Tisch zu verlassen und diskrete Räume aufzusuchen!

 

Aufstehen oder sitzenbleiben?

 

Kommt jemand zu Tisch und möchte Menschen begrüßen die bereits sitzen, gilt es als selbstverständlich dass Männer sich erheben und die Hand reichen. In Zeiten der Emanzipation wird das im Business-Alltag auch von Frauen erwartet. Auf einem Ball sehen sich viele in „alte" Zeiten zurückversetzt. Traditioneller Rollenverteilungen und Haltungen werden eingenommen, man gibt sich betont höflich, höfisch, gentlemen-like oder damenhaft. 

Ältere Damen oder Herren sind von der Aufstehen-Regel befreit. 

Tanzen

Ballveranstaltungen sind seit je her Tanzveranstaltungen. Es ist also üblich, dass man zum Tanz auffordert, oder aufgefordert wird. 

Hier ein paar Tops und Flops!

 

Top!

  • Herr fordert eine Dame mit einem Lächeln zum Tanzen auf. „Darf ich um diesen Tanz bitten?“ 
  • Der Herr holt sich mit einem Nicken und Blickkontakt zum Partner der Dame quasi die „Erlaubnis“. Ein „Gestatten Sie?“ gilt noch immer als sehr höflich.
  • Die Dame hängt sich an der rechten Seite des Herrn und geleitet ihn auf die Tanzfläche
  • Der Herr übernimmt die Führung und passt sich an das Können seiner Tanzpartnerin an. 
  • Beide bedanken sich für den Tanz und der Herr bringt seine Dame wieder auf ihren Tischplatz.

 

Flop!

  • Die Dame lässt den Herren abblitzen und geht mit einem anderen Herren tanzen. Nach einem Korb schickt es sich, erst beim nächsten Lied mit einem anderen Herren zu tanzen.
  • Der Herr nimmt die Hand der Dame und zerrt sie auf die Fläche.
  • Einer der beiden besteht auf einen weiteren oder mehrere Tänze.
  • Die Führung des Herren wird übergangen, man empfiehlt dem Tanzpartner einen Tanzkurs zu besuchen
  • Die Dame legt sich gemütlich in den Arm des Herren, welcher nach wenigen Sekunden einen schmerzenden Bizeps bekommen wird.

Was du unbedingt für den nächsten Ball wissen musst in 5 Sätzen

  • Bälle sind immer Tanzveranstaltungen. Grundkenntnisse sind wichtig und solltest du beherrschen.
  • Dress to impress. Versichere dich immer, dass du korrekt gekleidet bist. Wenn du unsicher bist, frage beim Veranstalter nach!
  • Grüßen und Hände reichen sind das 1x1 des guten Benehmens. Vergiss nicht, dass nicht jeder jedem sofort die Hände reichen sollte!
  • Small Talk ist eine Möglichkeit neue Menschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Floskeln und Desinteresse solltest du vermeiden.
  • Am Tisch werden die meisten Fehler mit der Serviette begangen. Egal ob Stoff- oder Papierserviette: Sie wird nie am Teller platziert, und die saubere Seite ist immer die sichtbare Seite.

 

Ich wünsche dir gute Unterhaltung und eine rauschende nächste Ballnacht!

 

Dein Bernd Weninger

 


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